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Alti Garde Fasnacht 2016

Lebewohl Winnetou – oder wenn gestandene Männer träumen

Für einmal war die Fasnacht für die AG eine Reise in die Vergangenheit, in die Zeit der Kindheit, als ein ehemaliger Fallschirmgrenadier aus Frankreich im Indianerkostüm und mit goldbraunem Teint als Winnetou all unsere Phantasien be ügelte. Pierre Brice hiess der Knabe, mit dem jeder der AG einst gern getauscht hätte, und so gingen die Emotionen hoch, als der Schauspieler am 6. Juni 86-jährig starb. Logischerweise war sein Tod am Stamm auch das grosse Gesprächsthema, ein Wort ergab das andere und nach dem vierten Bier war das Sujet für die Fasnacht 2016 eigentlich klar, und Stümpi hatte schon den halben Zeedel fertig.

Jetzt kam die grosse Bastelarbeit, denn die Vorgabe war, dass jeder eine Kette, einen Gürtel und ein Acces- soire selber herstellen sollte, was zu kuriosen Kreatio- nen führte – aber auch zu einem gesteigerten Umsatz bei diversen Internet-Indianerschmuck-Anbietern, da nicht jeder Seibianer die Musse oder die handwerk- liche Geschicktheit besass, sich in eine Rothaut zu verwandeln. Besser mit der Bohrmaschine umgehen konnte der Vortrab, der unter der Anleitung von Megge Hü und Erwin H. eine Grabstätte für Winnetou samt ausgestopftem Leichnam bastelte, ein Requisit, das viel Aufmerksamkeit erregte, nicht zuletzt dank dem infernalischen Kriegstanz-Sound, der aus Erwin H.s Anlage brummte. Der gelungene Zug und die Reso- nanz bei den Leuten am Strassenrand führten zu ei- ner positiven Grundstimmung, die vom Morgenstreich dank Petrus bis zum Ändstreich reichte, den doch eine Handvoll AG-Seibianer mitmachten. Es hatte sich be- währt, dass nach dem Mitternachtshalt im Au Violon und dem letzten of ziellen Kehr noch eine weitere Tour abgemacht wurde, eine Gelegenheit, die vier Vorträb- ler, 15 PfeifferInnen und Marcel I. und Beat B. als tap- fere Resttambouren nutzten.

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Was blieb sonst? Ein Dienstag, an dem die AG sich in viele kleine Gruppen splittete: Die Blauen Bögg waren als Ritter unterwegs, das Grappazügli verteilte Schlüsselanhänger als Bhaltis, der Heiber-Zug ohne Heiber (leider krank) wurde von Ruedi S. durchs Gewühl geführt, ein Trüppli um Peter O. und Urs H. fusionierte kurz mit dem CCB und Thommy S. schoss als Einzelmaske den Vogel bzw. die Gans ab. Er karikierte den Bettwaren-Hersteller Herr Fischer, der mit seinen speziellen TV-Spots bereits Kult ist. Nach einem Besuch im Kanton Zürich und persönlichem Gespräch mit dem TV-Star wider Willen trat Thommy S. als genau dieser auf und schleppte als Requisit eine Gans mit, die Bier legen konnte. Oder so.

Das heimliche Motto der AG an dieser Fasnacht war aber das Verlieren. Hampe S. verlor nach 10 Minuten Morgenstreich seine Goldplakette, Beat B. am Cortège seine Brille, sodass er im Blindflug ruessen musste, André S. irgendwie seine Clique, die ihn am Steinenberg im Stich liess, so dass er die Ehrenplakette für Rolf H. in die Kunsthalle mitschleppen musste, und dann verlor André S. auch, ermüdet von Drummeli und Huetlüpfe, seine Pfyfferlust, Peter O. verlor ein Hörgerät, war aber trotzdem bis am Ende dabei, Thommy S. unfreiwillig seine Larve, so dass Delia als gehorsame Squaw einsprang und ihm ihre abtrat, fast alle Larven verloren irgendwann ihre Federn und alle irgendwie beim Essen in der Kunsthalle erst das Gehör und auch etwas die Lust: Fast 70 AGler und ein grosser Harst Mysli führt mittlerweile zu so beengten Platzverhältnis- sen und so viel Lärm, dass sich weder AG noch Mysli wohl fühlen können. Affaire à suivre.

Ganz verloren kam sich zum Schluss Peter M. vor: Er wartete um halb 3 vor dem Schnabel verzweifelt auf Dänny O., der seinen Tambourmajor-Kopf mit ins Rathaus nehmen sollte. Nur von Dänny O. fehlte seit Stunden jede Spur. Vielleicht ist er bis zur Ausgabe dieses Ohremyggeli wieder aufgetaucht...