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Stamm Fasnacht 2017

Bells Angels Basel – Mir brämse erscht, wenn mir Gott gsehn

Die Messlatte lag hoch. Wer Mitglied der Bells Angels werden wollte, musste beim auf dem Zeedel erklärten Aufnahmeprozedere mindestens 100 Punkte erzielen. Kein leichtes Unterfangen bei diesem umfangreichen Massnahmenkatalog: Überfahre vo Seniore (vo hinde) 10 Pünggt, Überfahre vo Seniore (vo vorne) 12 Pünggt, Bonus im Wiederholigsfall 15 Pünggt, d Ackermaa links überhole 7 Pünggt, S Velo mit ins 8er-Drämmli näh 3 Pünggt, Dr Fründin zur Verlobig dr Velo-Ring schängge 10 Pünggt, Subventionierte Cargo-Velos hamschtere 3 Pünggt, Abstyge -10 Pünggt, Halte bi Rot -5 Pünggt, Zeige bim Abbiege -20 Pünggt, Als Bells-Angels-Neumitglied dr Händedrugg verweigere 10 Pünggt, etc.

Schliesslich waren es 70 Bells Angels, die an der Fasnacht 2017 die Strassen unsicher machten und dabei jegliche Veloregeln missachteten – angeführt von einer Lampe, die zum ersten Mal von Daniel Zeltner gemalt wurde. Die Entscheidung, auf einen jungen, unerfahrenen Künstler zu setzen, hat sich vollauf gelohnt. Das fand auch -minu in seiner Betrachtung vom 6. März in der BaZ:

Und grossartig dann die Lampe der Seibi: Bells Angels – heisst das Sujet. Mit «Bells» sind Veloglocken gemeint – und alles schaut zum Velo-Go Wessels hoch, der wie Putin muskelstrotzend vom Blechesel den Segen gibt. Auf der andern Seite jagt ein todesähnlicher Bicycle-Rowdy über die Leinwand: «Wir bremsen erst, wenn wir Go sehen ...»

Für den Stamm ungewohnt hell leuchtete die Lampe am Morgestraich – endlich! Anders dürften die Laternenträger das Prachtswerk empfunden haben. Als es am Donnerstagmorgen ums Zurückbringen der Lampe ging, war ein Teil dieser nach anstrengendem Tragen des schweren Gestells bereits der Fasnachtswelt wieder entschwunden.

Aber bleiben wir doch noch beim Morgestraich: Nach einem furiosen Mony (Morgestraich-Ohremyggeli-Naarebaschi-Yankee) war die Fasnacht lancierte, da spielte es selbst keine Rolle, dass das Piccobello bei Halt eins geschlossen hatte (was die Suche nach einem ersten Fasnachtsbier nicht einfacher machte...). Der zweite Halt an diesem Morgen, der in einer Entäuschung endete, war derjenige beim Stöckli. Vom Zauber vergangener Jahre war dort nichts zu spüren, im Gegenteil: So flau wars noch nie in der sonstigen Musik-Party-Hölle. Jänu, schön war dieser Morgestraich trotzdem, der für die meisten erst zur Mittagszeit zu Ende ging.

Verständlich war dies, wenn man in Richtung Himmel schaute, der von Stunde zu Stunde dunkler wurde. Nachmittags schliesslich, pünktlich zum Cortège-Start, begann es zu regnen. Und an diesem Montag schiffte es nur einmal – man muss lange zurückgehen in der Geschichte der Basler Fasnacht, um einen solch verregneten Tag aus dem Archiv kramen zu können. Nichtsdestotrotz: Au grand complet brachte man den Montag in Veloklamotten sowie mit Gepäckträger und Distanzkelle zu Ende. Irgendwann war dieses Huddelwetter schlicht egal. Die gute Stimmung trübte es nur bedingt.

Der meteorologische Aspekt konnte nur noch besser werden. Und nach dem Seibi-freien Zyschdig war dies am Mittwoch denn auch der Fall. Zum Glück, denn so hielten auch die Larven den zweiten Cortège-Tag durch. Ansonsten wohl die eine oder andere bachab gegangen wäre. Herrlich, wie immer der erste Kehr abseits der Route wie auch später der Halt beim Adler, wo sich Mttwoch nachmittags gefühlt tout bâle trifft. Da spielt es auch keine Rolle, dass später der Stau auf der Wettsteinbrücke wirklich verdammt mühsam war. Aber immerhin: Es hat nicht geregnet. Und dass das x-te Anhalten direkt vor dem Comité erfolgte, hatte auch sein Gutes: Riebli, Süssigkeiten und Schnäps gingen im Nu weg.

Gestärkt ging es also in den Endspurt der 72 Stunden: Monsterkehr, Myslikehr, schöne kurze Umgänge en famille, DIE Liebeserklärung an alle Mysli im Aagfrässene-Käller sowie der Lumpesammler-Kehr vor den Schnabel. Und ein Ohremyggeli zum Abschluss, das runtergedonnert und leider viel zu wenig zelebriert wurde. Danach durfte das nächste Häkchen hinter eine weitere – leider hölzlilose – Fasnacht gesetzt werden. Eine Fasnacht, die einmal mehr aufgezeigt hat, welch grosses Potenzial in verschiedenen Sparten in diesem Stamm steckt: Es isch wieder e gueti Fasnacht mit eme guete Huffe gsi! Und mit einem Tambourmajor, der auf seinem Segway bei diesen widerlichen Bedingungen am Montag die Fasnacht 2017 definitiv gewonnen hat.